Samstag, 29. Mai 2010

Exportweltmeister trifft Finanzmarktbehüter

Wie der Presse (FR: „USA attackieren deutschen Sparkurs“) zu entnehmen ist, fordert US-Finanzminister Geithner von Deutschland ein Konjunkturprogramm und lehnt eine Finanztransaktionssteuer (Tobin-Tax) ab. Bundesfinanzminister Schäuble hingegen lehnt ein Konjunkturpaket ab und setzt sich (mindestens vordergründig) für eine Finanztransaktionssteuer ein.

Richtig wäre beides: Eine nachfrageorientierte Politik in Deutschland und eine Tobin-Tax.

Das Problem ist: Geithner ein Mann der Wall-Street und Schäuble vertritt die deutsche Exportwirtschaft. Es steht daher zu befürchten, daß sich die beiden wie in dem alten Schwarzenegger-Einstein-Witz einigen werden: Es gibt keine Tobin-Tax und Deutschland dumpt weiter. Leider!

Freitag, 28. Mai 2010

Thesen der Linkspartei-Bundestagsfaktion zur Finanzkrise

Die Linkspartei-Fraktion im Bundestag hat ein Diskussionspapier zur Lösung der Finanzkrise veröffentlicht: »Den Bankensektor neu ordnen« (via www.nachdenkseiten.de). Unabhängig von den dort vorgeschlagenen Lösungen sind die dort enthaltenen Thesen zu den Ursachen der Finanzkrise interessant. Zitat:

»Seit den 1980er Jahren haben alle Bundesregierungen (von Kohl über Schröder bis Merkel) eine offensive Umverteilung von Vermögen und Einkommen von unten nach oben organisiert. Für die Armen reicht ihr sinkendes Einkommen immer weniger zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse. In Kombination mit der Sparpolitik des Staates hat das zur Folge, dass die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen stagniert bzw. in einzelnen Bereichen sogar rückläufig ist. Das wird durch die höheren Einkommen der Reichen nicht ausgeglichen, weil sie eine höhere Sparneigung haben und daher das Geld nicht in den Konsum, sondern in die Bildung von Ersparnissen fließt. Den wachsenden Ersparnissen der Reichen stehen aber keine hinreichenden produktiven Investitionsmöglichkeiten zur Verfügung, denn die Produktionskapazitäten sind aufgrund der schwachen Nachfrage schon heute unterausgelastet. Als Alternative tragen die Vermögenden ihr Geld auf die Finanzmärkte und investieren in einen weitgehend stagnierenden Bestand von Vermögensgütern wie z.B. Immobilien, Aktien, Anleihen, Derivate und Rohstoffe. Als Folge ergeben sich notwendig Preissteigerungen – bzw. spekulative Preisblasen – für diese Vermögensgüter, die ebenso notwendig in regelmäßigen Abständen platzen und zu Finanzkrisen führen müssen.«

Die Analyse in diesem Punkt halte ich für genau richtig.

Sie entspricht dabei in diesem Punkt im wesentlichen dem Thesenpapier von Joseph Stiglitz und Jean-Paul Fitoussi »The Ways Out of the Crisis and the Building of a More Cohesive World«, vgl. meinen Blog-Eintrag Finanzkrise, Einkommensverteilung und Steuerpolitik.

Sonntag, 16. Mai 2010

Steve Keen gewinnt den „Revere Award for Economics“

Steve Keen hat den „Revere Award for Economics“ gewonnen:

Herzlichen Glückwunsch! Ich bin ein Fan von Steve Keen. Insbesondere sein Buch Debunking Economics ist m.E. ein „must-read“ für jeden ökonomisch interessierten.

Dienstag, 4. Mai 2010

Zur realistischen Modellierung ökonomischer Zusammenhänge

Ein interessanter Beitrag über realistische Modellierung und über systemische Risiken am Finanzmarkt ist der Beitrag von J. Doyne Farmer. Natürlich ist er kein Ökonom, sondern Physiker.

Nachtrag:
Interessant in Bezug auf die Stabilität von Beziehungen am Beispiel von Telefonnetzkapazitäten ist der Beitrag von Frank Kelly (Mathematiker).

Sonntag, 2. Mai 2010

Ungleichheit und Prosperität

Ein sehr interessanter Beitrag auf der INET (Institute for New Economic Thinking) Eröffnungskonferenz in Cambridge (UK) ist der Beitrag von Kate Pickett. Er beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Ungleichheit. Die dort präsentierten Daten sind wirklich beeindruckend. Prädikat: Must see.

Nachtrag:
Sehr interessant (und teilweise ziemlich politisch) ist auch die Diskussion zum Panel.