Donnerstag, 7. Mai 2009

Kritik des deutschen Zwei-Klassen-Gesundheitssystems

Wie in der FAZ, so ist auch bei Spiegel Online der kritischere Teil der Berichterstattung gerne mal im Feuilleton versteckt. In einem kritischen Artikel (»Gefangen im kranken System«) über eine Talkshow zu den Probleme der Gesundheitswirtschaft findet sich eine bemerkenswerte Stelle zum deutschen System der privaten Krankenkassen:
»Aber warum kann die Private Krankenversicherung überhaupt so großzügig sein, weshalb kann sie Ärzten und Krankenkassen für eine Behandlung 2,5-mal so viel bezahlen wie die Gesetzliche Krankenkasse? Weil sie besser wirtschaftet? Nein. Im Gegenteil. Die Verwaltungskosten der Privatkassen sind deutlich höher als die der gesetzlichen Kassen. Es funktioniert schlicht deshalb, weil sie die Leute selektieren darf, die sie versichert.«
Und:
»Überspitzt gesagt, kann noch der dümmste Manager eine Privatversicherung erfolgreich führen. Die deutsche Besonderheit, dass die zehn Prozent der Bevölkerung, die am gesündesten sind, eine eigene Krankenkassen bilden, ist heute logisch durch nichts mehr zu rechtfertigen.«
Das ist im Ergebnis richtig. Die privaten Krankenkassen gehören entweder abgeschafft oder in ein System mit Kontrahierungszwang und Pflichtleistungskatalog, entsprechend dem System der gesetzlichen Kassen aufgenommen.
Die Begründung ist allerdings etwas schief. Es kommt für die »Erfolge« der privaten Krankenkassen nicht in erster Linie auf die Gesundheit, sondern auf das Vermögen bzw. das Einkommen der Versicherten an. Wenn die Reichen eine Krankenkasse bilden und die Armen eine andere Krankenkasse, dann darf man dreimal raten, welche Krankenkasse bei welchem Beitragssatz – d.h. Prozentuale des Einkommens! – mehr Leistungen anbieten kann.

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