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Dienstag, 1. Februar 2011

250 Ökonomen fordern die Möglichkeit von Kapitalverkehrsbeschränkungen

In einem offenen Brief an die US-Regierung fordern 250 Ökonomie-Professor/innen eine Handelspolitik, die Kapitalverkehrsbeschränkungen erlaubt, um Finanzkrisen zu verhindern:

Offener Brief zur Ermöglichung von Kapitalverkehrsbeschränkungen (PDF)

(Via RWER Blog.)

Anm.:
M.E. treibt die Welt weiter in die klassische kapitalistische Wirtschaftskrise und man braucht genau vier Maßnahmen, um diese Krise zu überwinden:

  1. Mindestlöhne und
  2. ein progressives Steuersystem, sowie zu deren Durchsetzung
  3. Kapitalverkehrskontrollen und
  4. Zölle.

Gegen alle diese Maßnahmen wendet sich die h.M. in der VWL (unter Berufung auf die – fehlerhafte – neoklassische Theorie) und hat es leider geschafft, daß sie durch viele Verträge verunmöglicht werden. Um so schöner ist es zu sehen, daß es nun Ökonomen gibt, die bezogen auf den Kapitalverkehr zu anderen Ergebnissen kommen, auch wenn sie sich dabei vor allem auf die Vermeidung von Symptomen, nämlich von spekulativen Kapitalbewegungen, konzentrieren.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Hilfe zur Wahlentscheidung

Es ist immer gut, wenn jemand sich klar ausdrücken kann und ehrlich sagt, wofür er steht und wie er die Welt sieht. In diesem Sinne kann ich folgenden Beitrag von FDP-Generalsekretär Christian Lindner als Hilfe zur (negativen) Wahlentscheidung nur begrüßen, auch wenn er von einer abzulehnenden Prämisse ausgeht, nämlich der Gegensätzlichkeit von Freiheit und Gleichheit:

»Ungleichheit ist besser.«

P.S.:
Die Verwendung des Udo-di-Fabio-Zitats zur Relativierung zeigt m.E. vor allem zwei Dinge:

  • Man kann offenbar bei der Bewertung der derzeit tatsächlich bestehenden sozialen Verwerfungen unterschiedlicher Meinung sein. (Wo bitte entstehen denn durch extreme Ungleichheit keine „harten Strukturen der Freiheitsverengung“?)
  • Es mangelt an einer Auseinandersetzung mit Karl Marx’ Analyse vom Kapitalismus als kollektivem Zwangssystem. (Auch der Kapitalist ist danach ein Getriebener des Systems, also insoweit nicht „selbstherrlich“.)

Freitag, 1. Oktober 2010

Anmerkungen zum sog. »freien Welthandel«

Ein schöner Blog-Eintragvon Paul Krugman,

»Models vs. Slogans«,

enthält einige sehr richtige Ausführungen zum Freihandel mit einem schönen Zitat von Paul Samuelson:

»If you think in terms of models, however, you know that the case for free trade is profound, but also conditional: it depends, among other things, on having sufficient policy levers to achieve more or less full employment simultaneously with free trade. Without that, the picture is very different. As Paul Samuelson wrote long ago,
›With employment less than full and Net National Product suboptimal, all the debunked mercantilist arguments turn out to be valid.‹«

Der sog. komparative Kostenvorteil, der von den Apologeten des Freihandels stets als Begründung der Vorteilhaftigkeit des Handels herhalten muß, kann eben allenfalls dann die Vorteilhaftigkeit des Handels begründen, wenn es keine unausgelasteten Faktoren, d.h. keine (Massen-)Arbeitslosigkeit gibt.

Samstag, 29. Mai 2010

Exportweltmeister trifft Finanzmarktbehüter

Wie der Presse (FR: „USA attackieren deutschen Sparkurs“) zu entnehmen ist, fordert US-Finanzminister Geithner von Deutschland ein Konjunkturprogramm und lehnt eine Finanztransaktionssteuer (Tobin-Tax) ab. Bundesfinanzminister Schäuble hingegen lehnt ein Konjunkturpaket ab und setzt sich (mindestens vordergründig) für eine Finanztransaktionssteuer ein.

Richtig wäre beides: Eine nachfrageorientierte Politik in Deutschland und eine Tobin-Tax.

Das Problem ist: Geithner ein Mann der Wall-Street und Schäuble vertritt die deutsche Exportwirtschaft. Es steht daher zu befürchten, daß sich die beiden wie in dem alten Schwarzenegger-Einstein-Witz einigen werden: Es gibt keine Tobin-Tax und Deutschland dumpt weiter. Leider!

Freitag, 28. Mai 2010

Thesen der Linkspartei-Bundestagsfaktion zur Finanzkrise

Die Linkspartei-Fraktion im Bundestag hat ein Diskussionspapier zur Lösung der Finanzkrise veröffentlicht: »Den Bankensektor neu ordnen« (via www.nachdenkseiten.de). Unabhängig von den dort vorgeschlagenen Lösungen sind die dort enthaltenen Thesen zu den Ursachen der Finanzkrise interessant. Zitat:

»Seit den 1980er Jahren haben alle Bundesregierungen (von Kohl über Schröder bis Merkel) eine offensive Umverteilung von Vermögen und Einkommen von unten nach oben organisiert. Für die Armen reicht ihr sinkendes Einkommen immer weniger zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse. In Kombination mit der Sparpolitik des Staates hat das zur Folge, dass die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen stagniert bzw. in einzelnen Bereichen sogar rückläufig ist. Das wird durch die höheren Einkommen der Reichen nicht ausgeglichen, weil sie eine höhere Sparneigung haben und daher das Geld nicht in den Konsum, sondern in die Bildung von Ersparnissen fließt. Den wachsenden Ersparnissen der Reichen stehen aber keine hinreichenden produktiven Investitionsmöglichkeiten zur Verfügung, denn die Produktionskapazitäten sind aufgrund der schwachen Nachfrage schon heute unterausgelastet. Als Alternative tragen die Vermögenden ihr Geld auf die Finanzmärkte und investieren in einen weitgehend stagnierenden Bestand von Vermögensgütern wie z.B. Immobilien, Aktien, Anleihen, Derivate und Rohstoffe. Als Folge ergeben sich notwendig Preissteigerungen – bzw. spekulative Preisblasen – für diese Vermögensgüter, die ebenso notwendig in regelmäßigen Abständen platzen und zu Finanzkrisen führen müssen.«

Die Analyse in diesem Punkt halte ich für genau richtig.

Sie entspricht dabei in diesem Punkt im wesentlichen dem Thesenpapier von Joseph Stiglitz und Jean-Paul Fitoussi »The Ways Out of the Crisis and the Building of a More Cohesive World«, vgl. meinen Blog-Eintrag Finanzkrise, Einkommensverteilung und Steuerpolitik.